2011-04-05 Spanisch lernen, zwei von drei Dingen…

Bevor ich losfuhr hatte ich mir vorgenommen ein paar Dinge zu tun. Vermutlich damit ich nicht in die rumhäng und gammel Falle falle. Ich wollte tauchen lernen (das hat sich als Hobby mit großem Suchtpotential herausgestellt), wenn es sich ergibt was kleines fliegen (hat nicht geklappt) und eben ein bißchen Spanisch lernen. Das nimmt so seinen Lauf.

Ich habe mir einen Kurs ausgesucht und besuche ihn. Jeden Wochentag 6 Schulstunden. Uff. Wenn man langsam mit mir spricht, verstehe ich auch worum es geht, aber das Sprechen ist immernoch ein Kreuz. Zumal ich einen lateinisch, französischen, spanischen und italienischen Mix im Kopf habe, mit dem man nicht viel anfangen kann. Besonders wenn man so einen überkritischen Anspruch hat 🙂

Irgendwie klappt es schon und ich bin ganz zufrieden. Wenn ich es irgendwann mal daheme schaffen sollte, mehr Spanisch zu lernen, dann wäre ich grade zu angetan und fliegen lernen kann ich ja immernoch.

Also zwei von drei Aufgäbelchen geschafft. Und als Bonus im Humboldtstrom gesurft 🙂

Heute morgen sind wir (A und ich) losgeschossen und haben nach Flügen in die Atacamawüste geschaut. Es ist ein bißchen naiv anzunehmen, daß man 2000 km hin und zurück in weniger als 5 Tagen reine Fahrtzeit bewältigen kann. Also fliegen. Nach Calama und wieder hier her zurück. Eigentlich auch bescheuert. Von Calama könnte man bestimmt auch direkt nach Quito… Aber lassen wir das. Wenn man alles genau vorher gewußt und geplänt hätte, wäre das Abenteuergefühl flöten gegangen. Also ich habe Flüge und dann geht es am 15. nach Quito.

Ich lerne mal schön weiter…

Fleißfloh

2011-02-27 Kultur in Pingyao und Reisen zur besten Zeit

Pingyao ist eine alte Haptstadt und vorallem das alte Bankenzentrum von China. Es gibt wie in Xi’an eine vollständig erhaltene Stadtmauer und viele alte Wohnhäuser. Da die Stadt zum Weltkulturerbe erklärt worden ist, gibt es Bauvorschriften und Reglierungen, sodaß man auf der Mauer stehend nach innen schaut und einen Eindruch vom alten China erhält, während ein Blick nach außen einen Blick auf sozialistisch-leere Plätze und Plattenbauten eröffnet.

Die alten Gassen und Gebäude werden erkundet und es gibt einen Haufen kleiner Museen. Ein Zeitungsmuseum mit alten Drucken, ein Möbelmuseum, das alte Provingericht (mit Verwaltung, Gefängnis und Folterkammer) und die alte Börse. Auch die Tempel sind schön erhalten, inklusive der daoistischen Hölle – sieht ein bißchen nach dem Traum der Katholiken aus 🙂 Es wird gefoltert und gestraft, daß es eine Freude ist.

Es fängt an zu schneien und wir rudeln in regelmäßigen Abständen in ein Café zum Aufwärmen.

Das Chinglish auf den Tafeln ist zum Teil sehr lustig und wir kichern obwohl man sich zivilisiert und standardisiert verhalten soll.

Weil Pingyao die Kohlehauptstadt des Landes ist, wird fast ausschließlich damit geheizt – alles ist grau und die Luft ist mit Ruß und Kohle gesättigt.

Vielleicht weil es so winterlich ist und wenig Touristen da sind, hat die Stadt einen morbiden Charme. Unterstrichen von den Gegensätzen, wie Pferdekarren mit Maisstroh und E-Bikes in der Innenstadt.

Nett sind auch die vielen, total verdreckten Hunde in Pingyao.

Am Sonntagnachmittag machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof – was in Xi’an schon ein Abenteuer war, soll hier eine neue Stufe erfahren: Das Neujahr mit der angrenzenden Urlaubszeit ist dieses Wochenende vorbei und die Unis, Schulen, Fabriken, etc. fangen am Montag wieder an. Alles was noch nicht wieder bei der Arbeit ist, reist jetzt.

Der Regionalzug ist schon voll als wir einsteigen und es wird immer voller. Hinterher haben wir überschlagen, daß vermutlich knapp 2000 Menschen in dem Zug unterwegs waren. Es wird gedrängelt und gequetscht, bis die Luft knapp wird. Nach einer Viertelstunde Fahrt hält der Zug in einem Kleinstadtbahnhof, vier Leute steigen aus (quetschen sich irgendwie zur Tür und ploppen aus dem Zug) und 10-20 steigen ein, dies wiederhole man bis man auf 2,5 h Fahrtzeit kommt. Ich stehe im Kupplungsbereich zwischen zwei Wagen, der Raum ist etwa ein Quadratmeter groß und es sind acht Personen darauf – mit Gepäck.

Wir kommen in der Provinzhauptstadt an (netto Fahrzeit eineinviertel Stunden, Strecke knapp 80 km für 70 Eurocent) und sardinen aus dem Bahnhof, um wieder einzuchecken – der Schnellzug nach Beijing ist dafür nicht ganz so voll und wir haben diesmal Sitzplätze. Um Viertel vor elf sind wir am Bahnhof, stehen 25 Minuten für ein Taxi an und sind erleichtert als wir ankommen…

Aber schön war’s doch!

2011-02-25 Wildganspagode in Xi’an

Der letzte Tag in Xi’an war deutlich kälter und ungemütlicher. Ich habe mein Dormbett geräumt und fuhr mit dem Bus zur Wildganspagode. Das ist eine buddhistische Anlage mit Garten und Klosterteil. Ein Mensch ist nach Indien gereist, kam mit dem Buddhismus in Kontakt, brachte die 80.000 Lehren Buddhas mit nach China, ließ sich nieder und begann mit dem Übersetzen. Daher auch der Name der Pagoda, denn das Sprichwort sagt, ‚Es ist Zeit die Wildgans zu begraben und eine Pagode zu bauen‘.

Vor der Pagode gibt es ein riesiges Wasserspiel und um zwölf Uhr wurden alle Register gezogen – musikalisch und Wassertechnisch. Wenn man im siebten Stock der Pagode ist, kann man sich alles Prima ansehen 🙂

Leider bin ich dann zu spät zum Museum gekommen, das macht schon um vier zu und läßt keinen nach 15 Uhr 30 rein – was soll ich sagen? Ein andermal? Als Trostkulturpflaster bin ich zum Stelenwald gelaufen. Eine der größten Sammlungen von wirklich schwerer Literatur: Die Bücher sind auf Steingemeißelt – eine Bibliothek aus der kein Buch geklaut wird! Im hinteren Teil werden einige der schönen Stelen mit ausgefallenen Kalligraphen zum Abpausen vewendet.

Der Bahnhofsvorplatz war unglaublich voll – ich habe selten so viele Menschen gesehen (ein Festival mal ausgenommen). Und alle wollten irgendwohin. Drängeln bis man durch die erste Barriere kommt, Taschen durchleuchten und abtasten, weiterdrängeln und feststellen das alles in Zeichen geschrieben ist.

Wo ist meine Wartehalle und was muß  ich eigentlich jetzt machen? Abenteuer! Ich frage einen Polizisten (in Zeichensprache) wo ich hin muß und er deutet die obere Etage an. Ok und jetzt? Nach 10 Minuten rumsuchen und nicht finden frage ich eine Frau mittleren alters (kein Englisch) und in Gemeinschaftsarbeit, daß heißt alle schnattern wild durcheinander und zum Schluß nimmt mich jemand am Ellenbogen und schleppt mich zu einer Tür, die Bahnbeamtin winkt mich rein, kuddelmuddel und ich bedanke mich.

Ok, geschafft. Im Zug finde ich mein Bett und richte mich soweit ein. Ein chinesisches Altmännerquartett schnattert wie eine Schulmädchenklasse und raucht wie Kohleofen, ich nassel sie voll, schaue böse und sie machen die Zigaretten aus. Die Studentin auf dem Nachbarbett kann ein bißchen englisch, wir unterhalten uns ein wenig; sie ist Studentin (Industriedesign) und sie würde gern nach Peking. Die Uni fängt nach dem Neujahrsfest wieder an und sie Studiert in der Provinzhauptstadt.

Um zehn machen sie das Licht aus und bis auf die Schnatterrunde herrscht Ruhe. So ruhig es in einem Zug werden kann. Um sechs Uhr irgendwas kommt der Zug in Pingyao an – es hat geschneit und ich habe keine Handschuhe dabei. Die anderen kommen mit dem Nachtzug aus Peking und ich warte auf sie.

2011-02-24 Terracottakrieger und Trommelturm

Also viel fitter bin ich jetzt nicht, aber ich versuche mal mein bestes *hüstel*

Eine Nacht in einem sechs Frauen Dorm ist nur dann erholsam, wenn eine nicht eine Stunde lang unter der Bettdecke telephoniert… grrr…

Also morgens los und erstmal zum Trommelturm und zum Glockenturm – beides sehr fein. Das muslimische Viertel (!) ist total nett, quirlig und orientalisch. Tja, der Anfang der Seidenstraße…

Nach weitern vier Kilometern stand ich am Bahnhof (gut zu wissen was für ein Trubel da herrscht, denn am Freitag muß ich da hin und in einen Zug „einchecken“) und suchte den Bus zu den Terracotta Kriegern. Der Platz ist riesig und voller Menschen. Wenn man also den Bus 603 sucht… sucht man lang. Vorallem weil die Busse von allen möglichen Ecken abfahren…

Den Bus gefunden und dann rausgefahren… Vor Ort muß (!) man an den Händlern und Tourineppern vorbei um zum Eingang zu kommen, ich war nur ein bißchen genervt. Als ich dem sechsten Guide gesagt habe, daß ich ihn/sie nicht brauche, durfte ich allein rein.

Die Ausgrabungsstätten waren gekühlt, riesig und die Armee ist gigantisch. Immerhin sind das Tonarbeiten, die 21 Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Es bleibt einem ob der Einzelheiten die Luft weg. Dicke, Dünne, mürrische, nette, alle Einzelheiten in den Gesichtern, Körpern und Kleidungsstücken. Wahnsinn.

Auch zurück bin ich gekommen… irgendwie.

Jetzt will ich noch duschen. High Volume Hot Shower. 24 h hot water!!! war wenigstens die Ansage. Mal sehen ob’s stimmt…

2011-02-20 Harbin oder was its Brurst?

Eine verschlafene Provinzhauptstadt habe ich mir anders vorgestellt. Vorallem nicht mit neun Millionen Einwohnern. Aber Harbin ist genau das, vielleicht nicht verschlafen, aber eine Stadt im nordosten Chinas, nahe der Grenze zu Russland. Temperaturen zwischen -3 und -15°C waren verhältnismäßig warm und wir hatten Glück, daß das Eisfestival noch offen war.

In Harbin angekommen krabbeln wir aus dem Flieger und schnell in den Shuttlebus zur Stadt, es ist deutlich kälter und die Kleidungsschichten reichen noch nicht. Das Hostel ist in der alten Synagoge untegebracht, liebevoll betreut und mit einem vernünftigen Café ausgestattet. Wir kommen in acht Personen Dorms unter, ziehen mehr an, sperren die den Rest ein und machen uns auf den Weg zur Stadt.

Eine Überraschung ist die Fußgängerzone. Wirklich. sowas gibt es nicht oft. Außerdem wuselt und trubelt die Stadt, es fällt ein bißchen Schnee und wir freuen uns da zu sein. Die Architektur in der Stadt gibt Plattenbauten, ultramoderne Hochhäuser und sozialistische Monumentalbauten her. Die Innenstadt hat noch einen fast europäischen Flair mit Kopfsteinpflaster und kleineren Gassen. Außerdem eine Kirche (russisch-orthodox) mit Kugeltürmchen und vielen weißen Tauben.

Am Ende der Fußgängerzone ist ein Fluß und der ist dank der herrschenden Temperatur zugefroren. Wer kontemplative Ruhe erwartet liegt falsch, es wird geschlittelt (kleine Metallschlitten zum Sitzen, auf denen man sich mit Steckern voranschiebt), Kreisel werden über das Eis gepeitscht, man kann auf Snowmobilen, Buggies, Kutschen und Pferden Runden übers Eis drehen oder Drachen steigen lassen. Oder einfach drüberlaufen. Entkommt man den Häschern, die einen zu einer oben genannten Aktivität einfangen wollen, ist es tatsächlich ruhig. Ein einsamer Snowboarder läßt sich von seinem Drachen über das Eis ziehen.  Wir laufen zu Sunisland und freuen uns über die Ruhe, das gute Wetter und die schöne Luft. Wenn es schneit, glitzert die Luft.

K bekommt immerwieder Komplimente für ihr grandioses Chinesisch und ich beneide sie um den Schlüssel zu diesem vielschichtigen Land.

Nach dem Rückweg sind unsere Nasen kalt und der Hunger macht sie bemerkbar, ein russisches Café von 1900 bietet sich an und wir kehren ein. Es gibt Kohlrouladen und Kartoffelbrei, Borscht und BROT… So richtiges Roggenbrot. Lecker.

Also, könnte man fragen, wofür ist Harbin berühmt? Antwort BRURST? Ja, Brot und Wurst.

In der Innenstadt gibt es Stände mit kandiertem Obst – am typischsten sind die Holzäpfel, aber auch Kiwis, Ananas, Edbeeren – was das Herz begehrt. Wir kaufen eine Tüte Maronen und puhlen bis die Finger kalt sind.  Zurück in der Herrberge organisieren wir einen Bus zum Gelände des Eisfests und stellen fest, daß uns keine Zeit für ein Nickerchen bleibt. Also mehr Schichten anziehen und los.

Wir kommen bei Einbruch der Dunkelheit an und es leuchtet von weitem in psychedelischen Farben. Ich hatte Skulpturen und kleine Bögen erwartet – Gebäude aus Eis sicher nicht.

Vorallem keine im Burgenmaßstab 🙂 mit Rutschen!

Natürlich gab es auch Skulpturen, Buddhas sollten ja 20 m hoch sein. Oder Disneymotive, aber eben auch riesige Strukturen, mit und ohne Rutschen, Eisdisko, Leuchttürme und whatnot. Die Batterien haben bei den Minusgrade leider ziemlich bald aufgegeben, also war die filmische Ausbeute mager. Wenn man wollte konnte man sich mit schneeweißen Yaks, Polarfüchsen (sooo niedlich und offensichtlich auf Droge, arme Biester) und Rentieren ablichten lassen – gegen Geld natürlich.

Glaubt mir einfach, daß wir Spaß hatten, wie die Kinder – vorallem als wir eine Rutsche neben einem Trupp chinesischer Jungs aus der Arme gerutscht sind – die in den wattierten, grünen Mänteln und mit Fellmützen, wir in unserer zusammengestoppelten Zwiebellook. Hinsetzen, nen kalten Mors kriegen, losrutschen, quieken und sich kugelnd vor Lachen unten ankommen.

Nach gut zwei Stunden waren wir dann kalt und steigen kichernd in den Bus. Zum Aufwärmen gibt es Hot Pot in einem kleinen Laden die Straße runter. Leute, die Sesampaste mit Koriander ist der Hammer 🙂

Aufgewärmt und platt gehen wir in die Herberge und sind bald eingeratzt.

Am Sonntag futtern wir uns durch die Stadt, im wahrsten Sinne des Wortes. Von gebratenen Nudelplatten und Fladen mit Wurst, zu Yoghurt, Ananaseis, Mushibällchen, Nudelsuppe, Brot und kandierten Edbeeren, es wird nix ausgelassen, was uns an Streetfood über den Weg läuft. Bis auf das stinke Tofu. Einen fieseren Geruch bei etwas Essbarem habe ich noch nicht erlebt. Das wird ausgelassen und sogar im weiten Bogen vermieden.

Der Leninpark mit den kleinen Skulpturen ist uns zu teuer wir sind auch nicht überzeugt ihn sehen zu wollen, von dem was wir beim durch den Zaun linsen sehen. Also lassen wir das irgendwann ist es dann einfach kalt und wir warten in der Synagoge auf den Bus zum Flughafen. Wir landen kurz nach neun in Beijing, finden es warm (knapp über null °C) und daß die Luft stinkt.

Abends gibt es Brurst, bzw. ein vegetarisches Äquivalent und dann fallen wir wieder um.

Es war ein spitzen Trip nach Harbin und wir haben viel gelacht:

2011-02-18 letzter Neujahrsfesttag und Sommerpalast im Winter

Gestern war der letzte Tag des chinesischen Neujahrsfestes. Das heißt der letzte Tag an dem geknallert werden darf. Von insgesamt nur zwei Wochen. Ich kann mir jetzt vorstellen, wie es ist in einer Krisenregion zu sein, denn die Böller haben die Fenster zum Klirren gebracht und es gab seit dem Morgen keine richtige Pause. Überall pfiff, knallerte und ballerte es.

Toll!

Sobald es dunkel war, leuchteten die Fensterfronten vom Feuerwerkslicht und es ballerte wirklich ununterbrochen. Ein Freund von K und J ist noch vorbei gekommen und wir haben dann zusammen den letzten Neujahrsabend verbracht. Mit lecker Zurück-in-den-Topf-Fleisch (Tofu), Salat mit Sesampastendressing, Lotuswurzel scharf-sauer und später mit den Reisquabbelbällchen.

Außerdem hatten wir ein bißchen Feuerwerk gekauft 😀 ich mag Feuerwerk. Gegen elf sind wir also auf die Straße gegangen, wo schon eine veritable Schicht Böllerfüllung rumlag (am ersten Tag sind 20.000 Straßenkehrer eingestellt worden…) und haben unseren Beitrag geleistet – zum Füllung auf dem Boden verteilen und Geister vertreiben. War total toll. Bei dem Angebot kann man unglaubliche Mengen Geld in Knaller und Raketen stecken. Die haben außerdem viel mehr Treibsatz und Sprengkraft, will sagen die gehen richtig ab.

K wollte ihrem Jugendtrauma begegnen und auch wieder zündeln. Wie es der Teufel wollte, ist die Batterie umgekippt und hat die Raketen (die nebenbei auch noch Böllern wie die Hölle) im 90° Winkel zur intendierten Richtung abgeschossen – also quer über die Straße. Wir haben uns kringelig gelacht und es ist nichts passiert, außer daß die Raketen an der Mittelplanke abgeprallt sind. Soooo schön.

Ein paar chinesische Nachbarn kamen vorbei und zündeten ihre gigantischen Wunderkerzen an unseren kleinen Kerzchen an. Trotzdem schwenkt man die dann und lacht und freut sich  – Chinesen mögen Wunderkerzen und Knallerzeug – ich auch!

Irgendwann wurde es dann leiser, bis auf die Kehrmaschinen und wir haben drinnen noch eine Runde Bohnanza gespielt.

Heute Mittag machten wir uns zum Sommerpalast auf. Der liegt etwa 20 km außerhalb der eigentlichen Stadt. Der Sommepalast ist die Sommerresidenz der Kaiser und ihres Hofes für die Zeit, wenn es in Peking wieder zu heiß ist. Der künstliche See ist riesengroß und dessen Aushub hat Verwendung im Hügel für langes Leben gefunden. Es ist ein grandioses Gelände, mit alten Tempeln, Gebäuden und einem Lustwandelgang entlang des Seeufers.

Wir flanierten so am Ufer entlang als mich jemand am Arm packt – da es ein schönes Motiv mit dem See und der Brücke im Hintergrund war, dachte ich, ich stehe den Leuten im Bild – weit gefehlt. Die Dame wollte, daß ihr Freund/Mann ein Photo von ihr und mir macht. Sehr abgefahren. Vorallem total unerwartet.

Der Sommerpalast geht auch im Winter. ’n bißchen frisch auf die Dauer. War vielleicht nicht schlecht zum Üben für Harbin, denn morgen früh geht’s los, das Flugzeug startet um kurz nach sieben und dann sind wir an der Grenze zu Russland. Knackige Minusgrade und hoffentlich noch das Eisfestival erwarten uns. Ahja, außerdem habe ich einen milden Eindruck von Pekings U-Bahnen zur Rushhour… Ich kann flache Leute sehen!

2011-02-16 ich mag alles was verboten ist – auch die Stadt

Das Wetter war nicht so berauschend, aber die verbotene Stadt rief und ich folgte. Bzw. ich nutze den Bus und dann meine Beine. Das Areal ist ziemlich groß und ich habe trotz Minusgraden fast drei Stunden mit Rumlaufen verbracht. Alles ist mit einer zehn Meter hohen Mauer umgeben und grob in einen inneren und einen äußeren Hof gegliedert.

In vielen der Gebäude sind kleine Museen untergebracht, die Uhren, Bronzen, Jaden und Aspekte aus der Geschichte beherrbergen. So zum Beispiel die Ankuft der Telegraphie, natürlich von militärischer Wichtigkeit, und daher gab es eine telegraphische Verbindung zwischen Shanghai und Beijing, mit mehreren Relaisstationen. Lustig waren die Bilder der „Gelehrten“ in natürlich traditionellen Gewändern mit den hübschen Stoffschuhen und langen Zöpfen – an Telegraphen 🙂

Ich habe ungefähr jeden ausgestellten Thron photographiert, den von der Drachenkaiserin und vom Pu Ji glaube ich auch – das Licht war mies und diese Motive waren natürlich heiß umkämpft.

Am Eingang habe ich mir für 40 Renminbi (ca. 4 €) einen elektronischen Führer geliehen, sehr nett, erstens hat man einen Plan der Stadt dabei und sobald man sich irgendwas nähert, was spannend ist, dann erzählt einem das Ding die Geschichte dazu. Die deutsche Stimme war wohl ein Brite, mit sehr charmantem Akzent. Die Texte waren erfreulich unpropagandistisch und der klare Vorteil dieser Methode ist, daß man in seinem Tempo seine Route ablaufen kann.

Die Komplexität der Gebäude und deren Funktionen hat mich fasziniert. Auch die Bildersprache ist komplex und spannend. So sind Drachen dem Kaiser vorbehalten. Vorallem die mit den  klauen Klauen. Die Yangzahlen (einstellige Primzahlen, ohne zwei) ergeben zusammen 25 und daher ist das auch wichtig. Neun und alle Vielfachen davon sind auch was ganz besonderes. Die Anzahl Fabeltiere auf den Dachfirsten sagt etwas über die Wichtigkeit des Gebäudes. Alles wird abgezählt und seinem Rang entsprechend verwendet.

Lustig ist, daß das Wort „Fu“ (abfallend betont) „Fledermaus“ heißt. Wenn es aufsteigend betont wird, heißt es „Glück“. Also sind auf dem kopfstehende Fus Glücksbringer 🙂 Wer in einem chinesischen Gemälde eine kopfstehende Fledermaus sieht, weiß daß es nur Glück bringen kann.

Die Bilder sprechen hoffentlich für sich.

Abends sind wir dann Hot Pot essen gegangen – was mir sehr recht war, denn mir war immernoch kalt und ein Hot Pot macht (mit viel Chilli) schön warm. Man bekommt seinen eigenen Brühetopf und wirft da alles rein was man mag, Tofu, Pilze, Salat (ja), Fleisch und Gemüse. Wenn das gar ist, kommt es in eine Sesam-Koriander-Chilli Soße und dann in den Mund – lecker. Als Oeuvre gab es 100-jährige Eier – sehen wilder aus als sie sind – waren sogar lecker!

Behold! the Galleries of the verbotene Stadt und vom Futtern!