Gestern war der letzte Tag des chinesischen Neujahrsfestes. Das heißt der letzte Tag an dem geknallert werden darf. Von insgesamt nur zwei Wochen. Ich kann mir jetzt vorstellen, wie es ist in einer Krisenregion zu sein, denn die Böller haben die Fenster zum Klirren gebracht und es gab seit dem Morgen keine richtige Pause. Überall pfiff, knallerte und ballerte es.
Toll!
Sobald es dunkel war, leuchteten die Fensterfronten vom Feuerwerkslicht und es ballerte wirklich ununterbrochen. Ein Freund von K und J ist noch vorbei gekommen und wir haben dann zusammen den letzten Neujahrsabend verbracht. Mit lecker Zurück-in-den-Topf-Fleisch (Tofu), Salat mit Sesampastendressing, Lotuswurzel scharf-sauer und später mit den Reisquabbelbällchen.
Außerdem hatten wir ein bißchen Feuerwerk gekauft 😀 ich mag Feuerwerk. Gegen elf sind wir also auf die Straße gegangen, wo schon eine veritable Schicht Böllerfüllung rumlag (am ersten Tag sind 20.000 Straßenkehrer eingestellt worden…) und haben unseren Beitrag geleistet – zum Füllung auf dem Boden verteilen und Geister vertreiben. War total toll. Bei dem Angebot kann man unglaubliche Mengen Geld in Knaller und Raketen stecken. Die haben außerdem viel mehr Treibsatz und Sprengkraft, will sagen die gehen richtig ab.
K wollte ihrem Jugendtrauma begegnen und auch wieder zündeln. Wie es der Teufel wollte, ist die Batterie umgekippt und hat die Raketen (die nebenbei auch noch Böllern wie die Hölle) im 90° Winkel zur intendierten Richtung abgeschossen – also quer über die Straße. Wir haben uns kringelig gelacht und es ist nichts passiert, außer daß die Raketen an der Mittelplanke abgeprallt sind. Soooo schön.
Ein paar chinesische Nachbarn kamen vorbei und zündeten ihre gigantischen Wunderkerzen an unseren kleinen Kerzchen an. Trotzdem schwenkt man die dann und lacht und freut sich – Chinesen mögen Wunderkerzen und Knallerzeug – ich auch!
Irgendwann wurde es dann leiser, bis auf die Kehrmaschinen und wir haben drinnen noch eine Runde Bohnanza gespielt.
Heute Mittag machten wir uns zum Sommerpalast auf. Der liegt etwa 20 km außerhalb der eigentlichen Stadt. Der Sommepalast ist die Sommerresidenz der Kaiser und ihres Hofes für die Zeit, wenn es in Peking wieder zu heiß ist. Der künstliche See ist riesengroß und dessen Aushub hat Verwendung im Hügel für langes Leben gefunden. Es ist ein grandioses Gelände, mit alten Tempeln, Gebäuden und einem Lustwandelgang entlang des Seeufers.
Wir flanierten so am Ufer entlang als mich jemand am Arm packt – da es ein schönes Motiv mit dem See und der Brücke im Hintergrund war, dachte ich, ich stehe den Leuten im Bild – weit gefehlt. Die Dame wollte, daß ihr Freund/Mann ein Photo von ihr und mir macht. Sehr abgefahren. Vorallem total unerwartet.
Der Sommerpalast geht auch im Winter. ’n bißchen frisch auf die Dauer. War vielleicht nicht schlecht zum Üben für Harbin, denn morgen früh geht’s los, das Flugzeug startet um kurz nach sieben und dann sind wir an der Grenze zu Russland. Knackige Minusgrade und hoffentlich noch das Eisfestival erwarten uns. Ahja, außerdem habe ich einen milden Eindruck von Pekings U-Bahnen zur Rushhour… Ich kann flache Leute sehen!